Federgras-Bestände in Mitteldeutschland. - Teil I. Aktuelle Situation und Bestandsentwicklung
Schlagworte:
Stipa, , Festuco-Brometea, xerothermic grassland, dominant grass species, global change, land use, vegetation survey, Soerensen indexAbstract
Die Prozesse des „Global Change“ und der Rückgang der traditionellen Landnutzung führen zu einer rückläufigen Artenvielfalt in xerothermen Pflanzengesellschaften. Auch die in ihrer floristischen Zusammensetzung sehr ähnlichen Stipa-Rasen in Mitteldeutschland werden zunehmend durch diese Prozesse geprägt. Ziel der Arbeit war es, zum einen aktuelle Vegetationsaufnahmen der Bestände der vier im Gebiet (Nordharzvorland und Harz, Kyffhäuser, Saale-Unstrut-Triasland) vorkommenden gefährdeten Stipa-Arten (S. capillata, S. pennata, S. pulcherrima, S. tirsa) als Grundlage für ein zukünftiges flächenbezogenes Monitoring mit genauen GIS-Koordinaten zu erheben und zum anderen durch den Vergleich mit historischen Vegetationsaufnahmen die Änderungstendenzen in den Stipa-Beständen zu erfassen und zu bewerten. Der floristisch-ökologische Vergleich der aktuellen Aufnahmen zeigt, dass die verschiedenen Stipa-Rasen sehr ähnlich sind. Der Vergleich mit den historischen Aufnahmen mit Hilfe des Soerensen-Index ergab eine floristische Ähnlichkeit zwischen ca. 50 und 75, woraus sich durchaus Änderungstendenzen über die Zeit ableiten lassen. Insgesamt sind über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren die typischen Xerothermrasenarten Bothriochloa ischaemum, Cerastium pumilum, Hornungia petraea und Medicago minima verschwunden und Anthericum ramosum, Cervaria rivini, Globularia bisnagarica und Thesium linophyllon neu aufgetreten. Einen negativen Effekt stellt die Zunahme von Gräsern wie Brachypodium pinnatum und Bromus erectus sowie von einzelnen Ruderalarten (Echium vulgare, Falcaria vulgaris) dar. Dennoch konnten innerhalb der letzten 20 Jahre keine starken Veränderungen in der floristischen Zusammensetzung der Stipa-Rasen Mitteldeutschlands nachgewiesen werden. Vielmehr zeichnen sich diese Xerothermrasen durch eine hohe Stabilität aufgrund der konstanten standörtlichen Verhältnisse auf, die vor allem auch durch die langjährige Pflege durch Beweidung bedingt ist. Um das wertvolle Arteninventar der Stipa-Rasen auch in der Zukunft zu erhalten, sollte die traditionelle Landnutzung unbedingt weitergeführt werden.