Zur Wassermolluskenfauna im Gebiet der unteren Schwarzen Elster (Sachsen-Anhalt) (Mollusca: Gastropoda et Bivalvia)

Autor/innen

  • Michael Unruh

Schlagworte:

Gewässerökologie, Wasserschnecken, Muscheln, Wasserqualität

Abstract

Die Schnecken- und Muschelfauna der Schwarzen Elster wurde bisher im sachsen-anhaltischen Teil  wenig untersucht. Dabei bieten die sukzessiv ablaufenden Wiederbesiedlungen mit autochthonen Fischarten und deutlich verbesserte Wassergüte gute Voraussetzungen, ihrer Wiederausbreitung mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Um das Wissensdefizit wenigstens partiell zu beheben, wurden 2021 neun Probestellen im Gebiet zwischen Hemsendorf und der Einmündung in die Elbe unter dieser Fragestellung innerhalb eines Gesamtdesigns von 20 beprobt. Trotz mannigfaltiger anthropogener Belastungen und Flussbegradigungen hat sich, bedingt durch den hohen Anteil von Gewässern und die Verbesserung der Gewässergüte, nach einem Vierteljahrhundert eine artenreiche Molluskenfauna eingestellt. Mit 18 Arten von Groß- und Kleinmuscheln sowie 25 Arten wasserlebender Schneckenarten konnte ein bemerkenswertes Artenspektrum nachgewiesen werden. Allerdings wurden, methodisch bedingt, zwar angenäherte, aber keinesfalls reale Verhältnisse widerspiegelnde Ergebnisse, vor allem in den Altarmen des Unterlaufs der Schwarzen Elster, ermittelt. Besonders unter den Groß- und Kugelmuscheln sind Vorkommen von drei Arten, die entweder vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet sind, von landesweiter Bedeutung: Pseudanodonta complanata, Unio tumidus, Sphaerium rivicola. Mit der Wiederausbreitung der auf saubere Fließgewässer angewiesenen Fischarten ist für Fluss und Nebengewässer auch die Wiederausbreitung der Großmuscheln wahrscheinlich und zu erwarten, wiewohl der Ausbaugrad der Elbe und der Schwarzen Elster als Korridor anadromer Wirtsfischarten limitierend bleiben wird. Die im Einzugsgebiet des Unterlaufs punktuell beprobten Altarme weisen aufgrund von Eutrophierung einen stark reduzierten Artenbestand von Muscheln und Schnecken auf. Werden die einzelnen Gewässer unter dem Aspekt der Artenvielfalt bewertet, ergibt sich für den untersuchten Abschnitt der Schwarzen Elster ein hohes Potenzial. Infolge ausbleibender Dynamik der Altarme sind diese von wenigen, hinsichtlich Sauerstoff- und Nährstoffgehalt meist anspruchslosen Arten besiedelt, Gräben dagegen von Strukturvielfalt und gelöstem Sauerstoff gekennzeichnet und damit deutlich artenreicher. Geplante Maßnahmen zur Revitalisierung der Auen an Elbe und am Unterlauf der Schwarzen Elster können Verlandungsprozessen entgegenwirken.

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Veröffentlicht

05.12.2023