Sociological Cycles

The Role of Expectation- Reality Gaps

Abstract

The contribution deals with periodic phenomena that are often met in sociology. After shortly reviewing such phenomena in various disciplines ranging from physics to economy, it is shown that many of the sociological processes can be simply understood in terms of expectation-reality gaps, with memory effects being a necessary prerequisite. A perceived gap between expectation and reality (or in more general but less precise terms between “seeming” and “being”) tends to drive a sociological action in the direction of reducing this gap, but – owing to the intrinsic inertia – only after such difference between what is to be expected (what has been promised) and what has been actually achieved has been perceived over quite a time. This constellation causes a periodic behavior given basic (linear) relations between the involved functionalities. As exemplified for the master-example of a hyped technology, a very simple description of typical over-motivation-frustration cycles is thus arrived at. Computer simulations using an alternative approach based on collision events, support the idea that it is memory that leads to the characteristic time behavior. Though exemplified using the technology-example, the general approach can be used as a platform for various other problems, even for oscillations in the field of fashion. In order to understand the amplitude of such oscillations, a model of the respective prehistory is necessary. In this context such diverse topics as innovation jumps or tabooization are addressed. It is also indicated how learning effects can be implemented in a simple manner. All the models are purposefully kept very simple but believed to hit the basic points and hence to enable sharper definitions of otherwise extremely loosely defined terms. Even abstractions such as sociological equivalent circuits are shown to be helpful.

Der Beitrag befasst sich mit periodischen Vorgängen, wie sie häufig in der Soziologie angetroffen werden, und schlägt eine einfache
phänomenologische Erklärung hierfür vor. Nach einer kurzen reviewartigen Darstellung zyklischer Phänomene in Disziplinen wie Physik, Chemie, Biologie und Wirtschaftswissenschaften wird gezeigt, dass eine Vielzahl periodischer Vorgänge in der Soziologie auf eine Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität (oder in allgemeineren, aber weniger präzisen Termini zwischen „Sein“ und „Schein“)
zurückgeführt werden können, dass diese aber erst zu Schwingungen führt, wenn sie über eine geraume Zeit verspürt wird. Die Tatsache, dass das Zeitintegral eine maßgebliche Rolle spielt, verleiht dem System die nötige Trägheit, die Oszillationen bedingt. Bezogen auf das Musterbeispiel einer übertrieben angepriesenen, neuen Technologie gelingt auf diese Weise eine simple Beschreibung von typischen Begeisterungs-Frustrations-Zyklen, vorausgesetzt dass einfache (lineare) Beziehungen zwischen den entscheidenden Funktionalitäten (erwarteter Erfolg, realer Erfolg und soziologische Aktivität) herrschen. Die Idee wird durch Computersimulationen gestützt, die eine alternative, auf Kontaktereignissen basierende Methode benützen. Allerdings kann das simple Modell auch als Plattform zur Beschreibung verwandter Phänomene, wie etwa Oszillationen im Bereich der Mode dienen. Um die Amplitude solcher Oszillationen zu verstehen, ist ein Modell der jeweiligen Anfangsphase von Nöten: In diesem Kontext werden so diverse Themen wie Innovationssprünge oder Tabuisierung angesprochen. Es wird auch gezeigt, wie auf einfache Weise Lerneffekte berücksichtigt werden können. Alle Modelle sind absichtlich simpel gehalten, spiegeln aber doch halbquantitativ die grundlegenden Punkte wider und ermöglichen so eine Schärfung relevanter Begrifflichkeiten. In diesem Zusammenhang können sogar Abstraktionen wie soziologische Ersatzschaltkreise hilfreich sein.