Geschlechterdiskurs und Sachunterricht

Theoretische und didaktische Ausführungen unter poststrukturalistischer Perspektive

Autor/innen

  • Florian Schrumpf

Abstract

Die aktuelle Debatte um geschlechtergerechten oder -sensiblen Unterricht hat bisher nur ansatzweise den Sachunterricht erreicht. Gegenwärtige fachbezogene Publikationen zum Thema lassen oftmals kein ausgearbeitetes, reflexives Verständnis von Geschlecht erkennen und reproduzieren gängige geschlechtsspezifische Stereotypen. Der folgende Beitrag versucht, theoretische und didaktische Impulse für den Sachunterricht zu setzen, die helfen können, die Kategorie ‚Geschlecht‘ ohne Reproduktion gängiger Geschlechterklischees neu zu denken, um zu ersten Erkenntnissen im pädagogischen Handeln im Sachunterricht zu kommen. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer systemisch-konstruktivistischen Pädagogik. Aus poststrukturalistischer Perspektive zeigt sich, dass Gesellschaft maßgeblich durch Ein- und Ausschluss bestimmter Identitäten und Lebensweisen konstituiert wird. Diskurse tragen Wissen in Form objektivierter Wirklichkeiten an Schülersubjekte heran. Die Aufgabe des Subjekts besteht darin, sich in diesem Geflecht unterschiedlicher diskursiver Angebote zu verorten. Schule fungiert hierbei als Verstärker objektivierten Wissens. Dekonstruktion soll in einem erkenntnistheoretischen Abschnitt
als wirksames Instrument zur Freilegung bestimmter Ein- und Ausschlussmechanismen vorgestellt werden. Darauf aufbauend versucht ein Fragenkatalog dieses Instrument für die Pädagogik nutzbar zu machen. Die Anwendung in Gruppendiskussionen mit Kindern einer dritten Klasse zeigt, dass Kinder geschlechtsspezifische Normen und Werte als handlungsleitend ansehen. An vielen Stellen sind aber auch Widerstände und Umbrüche zu erkennen. Der Sachunterricht kann dem begegnen, indem es Schüler_Innen motiviert, hinter die brüchige Fassade hegemonialer Geschlechternormen zu blicken.

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Veröffentlicht

29.06.2022